Lesen Sie den gesamten Redevortrag von Geschichtsvereins-Mitglied Bürgermeister Hans-Peter Schick auf www.oberlahn.de:
Tag des offenen Denkmals
2010: Mauern, Türme und Tore
Stadt Weilburg an der Lahn Sonntag, 12.September 2010
Tag des offenen Denkmals 2010 in Weilburg an der Lahn gestaltet von: -Bürgerinitiative "Alt-Weilburg"; -Geschichtsverein Weilburg; -Fremdenverkehrs-Marketing GmbH Weilburg; -Stadt Weilburg an der Lahn Sonntag, 12.September 2010
„Wer das Alte zerstört,
wird das Neue nicht lange behalten.“
Chinesische Weisheit
Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt Tage, da ist unsere Stadt Weilburg an der Lahn die Nr. 1 im Lahntal. Dies gilt in der Rückschau sicherlich für den Hessentag, dies insbesondere alljährlich aber auch für den Tag des offenen Denkmals.
Auch in diesem Jahr wird die Stadt Weilburg an der Lahn wieder ihrem Ruf, reich an Denkmälern sowie historischen Bauwerken und Schätzen zu sein, gerecht, stehen doch gleich drei Themen im Blickpunkt:
• Postgebäude und Brückenhäuser
• Mauern, Türme und Tore
• Tunnel-Ensemble, Weilburgs drei Tunnel
Die Bürgerinitiative „Alt-Weilburg“, der Geschichtsverein Weilburg, der Verein „Alte Musik im Schloss“, das Bergbau- und Stadtmuseum, die Verwaltung Staatlicher Schlösser und Gärten sowie die Fremdenverkehrs-Marketing GmbH Weilburg und die Stadt Weilburg an der Lahn gestalten gemeinsam ein höchst attraktives und informatives Programm.
1. Postgebäude und Brückenhäuschen
Die Bürgerinitiative präsentiert uns das Postgebäude und die Brückenhäuschen, dabei natürlich auch eingebunden die Steinerne Brücke und den Postplatz, die gemeinsam eine wunderschöne Einheit bilden, Tor zur Stadt und Tor zum Westerwald. Das Postamt wurde 1786/87 am Postplatz errichtet, die Weilburger Postgeschichte begann aber bereits spätestens 1605, als unter Graf Ludwig II. von Nassau-Weilburg-Saarbrücken-Ottweiler eine alle zwei Wochen regelmäßig zwischen Weilburg und Idstein – Biebrich – Mainz – Ottweiler eine regelmäßige Boteneinrichtung verkehrte. Die positive Entwicklung beim Weilburger Postgebäude wurde nur möglich, weil die Stadt Weilburg gemeinsam mit Bund und Land das Förderprogramm „Weilburger Brückenköpfe“ aufgelegt hat und sich für das Postgebäude und seine Zukunft intensiv engagiert hat. Nie zuvor in den letzten 100 Jahren der Stadt wird sich so für die Innenstadt engagiert wie seit 1993. Dank des Städtebauförderprogramms „Weilburger Brückenköpfe“ wurden die Vitalisierung der Post, des Landratsamtes, des Bahngeländes und des Hotels „Lindenhof“ möglich; die Altstadtsanierung ermöglichte seit 1993 die Projekte Zollamt, Rathaus-Zusammenführung, Marktplatz 9, Vorstadt 20-22, Hotel „Lahnschleife, altes Gymnasium und Komödienbau, Neugestaltung Niedergasse, Marktplatzgestaltung, Neugestaltung alte Stadtdurchfahrt, und vieles mehr.
Ein herausragender Moment in der Weilburger Postgeschichte war 1991 die Herausgabe einer Wohlfahrtsbriefmarke mit dem Motiv „Postamt Weilburg im Winter“, zu einem Nennwert von 1,40 DM + 60 Pfennige zugunsten der Wohlfahrtspflege. Insgesamt 6,2 Millionen Exemplare wurden verkauft. Damals durfte ich die Briefmarke seitens der Hessischen Caritasverbände gemeinsam mit der Post in Weilburg präsentieren, der Erstausgabetag war der 10. Oktober 1991. Übrigens ist diese Briefmarke die einzige mit einem Weilburger Motiv in über 500 Jahre Postgeschichte.
Zwei Brunnen zieren den Postplatz, zum einen der alte Postbrunnen, um den sich die Bürgerinitiative „Alt-Weilburg“ verdient gemacht hat und der Brunnen in der Mitte des neuen Kreisverkehrsplatzes inmitten von drei Basaltsäulen aus dem Jahre 2005, als der Postplatz neu gestaltet wurde und seine heutige Attraktivität erhielt.
Die Luthereiche und das Lutherdenkmal („Deutscher Luthertag, 10. November 1933“) gehören ebenso zum Postplatz wie die beiden Brückenhäuschen (1788) zwischen Postplatz und Steinerner Brücke (1765 – 1769 unter der Regierung des Fürsten Karl Christian von Nassau-Weilburg). Das Kriegerdenkmal (Friedensdenkmal: Mutter mit zwei Kindern) in der Mitte der Brücke für die Opfer des 1. Weltkriegs wurde am 27. März 1945 gemeinsam mit Teilen der Brücke in die Luft gesprengt, die Nachbildung stammt aus dem Jahre 2006. Die Steinerne Brücke war 235 Jahre die zentrale und beständige Verkehrsverbindung zwischen dem Westerwald und dem Taunus in der Region um Weilburg, war teil der Achse Westerwald – Rhein-Main-Gebiet.
Ein kleines Präsent habe ich mitgebracht, und zwar zwei Plakate aus dem Jahr 1991, mit denen für die bisher einzige Weilburger Briefmarke geworben wurde.
2. Mauern, Türme und Tore
Der Weilburger Geschichtsverein führt uns mit seinem Thema zu höchst interessanten und teilweise spannenden Fragen unserer Stadtgeschichte. Natürlich kennen wir alle das stadtbildprägende Landtor (1758 – 1768), heute Tor zur Altstadt, früher mehr Tor nach Frankfurt. Wir kennen den Kranenturm (1770), den Stadtpfeiferturm (1567 – 1572), Uhrturm (1661 – 1672), den Stadtmauerturm (14. Jahrhundert) sowie insbesondere den Schlosskirchenturm (Urfundamente von 912, 1707 - 1712/13). Wir kennen Spuren der alten Stadtmauer, so im Bereich des Hainweges. Der Merian-Stich von 1646 zeigt uns auch einen Turm im Bereich der heutigen beiden Brückenhäuschen. Das Landtor war sicherlich auch nicht das einzige Tor zur Stadt. Sehenswert ist natürlich auch heute das Tor zum Renaissancehof am Haupteingang des Schlosses. Auch der Torbogen vom Marktplatz zur Bogengasse sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.
Am Tag des offenen Denkmals hier auf dem König-Konrad-Platz am Landtor gilt es einige Themen zusätzlich anzusprechen: Viele Jahre haben die Weilburger bei der Fahrt in die Altstadt das Landtor links liegen gelassen, jetzt fahren sie durch das Tor in die Stadt. Seit fünf Jahren besteht der König-Konrad-Platz mit dem Denkmal an König Konrad I. (911 – 918), der ein Weilburger war. Vor zehn Jahren war der erste deutsche König in Weilburg kein Thema, heute trägt ein Platz seinen Namen, ein Denkmal wurde ihm gewidmet und im nächsten Jahr feiern den 1100. Jahrestag seiner Erhebung zum ersten deutschen König, mit dem Deutschland in die Geschichte startete. Für das nächste Jahr widmet ihm die Stadt Weilburg einen exklusiven Kalender und viele Veranstaltungen. Die Stadt Weilburg ist wieder in einem wesentlichen Teil ihrer Geschichte angekommen. Hier am Landtor steht auf dem König-Konrad-Platz neuerdings eine kleine Stele aus Basalt, die mit ihrer Messingmuschel auf den Jakobsweg des Lahntals, den Lahn-Camino hinweist. Dem Geschichtsverein Weilburg danke ich für die Partnerschaft mit der Stadt, auch für die künftige Erinnerungstafel an den 45. Hessentag 2005 in Weilburg an der Lahn. Eine Bitte darf ich an den Geschichtsverein richten: Es ist höchste Zeit, eine Übersicht zu allen 317 Straßen und Plätzen in den elf Stadtteilen zu schaffen, die den jeweiligen Namen erläutert und die Entstehungszeit benennt.
3. Weilburger Tunnel-Ensemble
Weltweit einmalig mit das Weilburger Tunnel-Ensemble mit Eisenbahntunnel (1862, 395 m), Schiffstunnel (1847, 195 m) und Auto-Tunnel (2004, 133 m). der Zwischenraum dieser drei Tunnel beträgt rund 150 m. 2005 fand der weltweit einmalige Tunnel-Triathlon im Rahmen des 45. Hessentages in Weilburg statt. Der FMG Weilburg danke ich für die Aktivität am Tunnel-Ensemble.
4. „Wiener Klassik“:
Konzert in der Oberen Orangerie Der Verein „Alte Musik im Weilburger Schloss“ präsentiert anlässlich des Tages des offenen Denkmals heute um 17.00 Uhr in der Oberen rangerie des Schlosses zu Weilburg an der Lahn das Konzert „Wiener Klassik“ mit dem Salomon-Streichquartett aus London, das Werke von Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven erklingen lässt.
5. Schlossanlage sowie Bergbau- und Stadtmuseum
Anlässlich es Tages des offenen Denkmals laden natürlich auch die Schlossanlage sowie das Bergbau- und Stadtmuseum die Bevölkerung sowie Gäste und Besucher herzlich ein
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20. Tag des offenen Denkmals 2010: „Reisen, Handel und Verkehr“
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem Thema „Reisen, Handel und Verkehr – Kultur in Bewegung“. Bereits seit dem ersten Tag es offenen Denkmals beteiligt sich die Stadt Weilburg gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Alt-Weilburg“ an dieser bundesweiten Veranstaltung.
Ein Höhepunkt in Weilburg war sicherlich das Thema „Gärten“ mit den Präsentationen im Terrassengarten des Obst- und Gartenbauvereins sowie im Schlossgarten; ein weiterer Höhepunkt war 2007 das Thema „Orte der Einkehr und des Gebets – Historische Sakralbauten“ mit gemeinsamen Aktivitäten in Weilburg, Kubach, Hirschhausen, Drommershausen und Gaudernbach.
Heute findet der 20. Tag des offenen Denkmals statt. Der Tag des offenen Denkmals ist eine europäische Erfolgsgeschichte; Hessen war das erste Bundesland in Deutschland das sich beteiligte. Mein Dank gilt insbesondere der Bürgerinitiative „Alt-Weilburg“, die sich von Beginn an engagiert hat, sowie dem Weilburger Geschichtsverein für ihre stete Mitwirkung und Mitgestaltung; dankbar bin ich aber auch unserer Schlossverwaltung, dem Bergbau- und Stadtmuseum, dem Rathaus und der FMG Weilburg sowie allen anderen Partnern.
Der Tag des offenen Denkmals will historisches Leben, Bauwerke der Geschichte und Denkmalschutz in den Blick rücken, gleichzeitig den Menschen ihre Heimat, die Werte ihrer Heimat bewusst machen. Denkmäler müssen daher gelebt werden. Denkmalschutz heißt nicht Bauwerke ins Eisfach legen, sondern die Botschaft der Bauwerke respektieren, sie mit Sensibilität und besonderem Verantwortungs-bewusstsein sowie Dankbarkeit gegenüber den Vorfahren leben. Die Stadt Weilburg an der Lahn ist dem Landesamt für Denkmalpflege sowie der Unteren Denkmalbehörde beim Landkreis Limburg-Weilburg für die engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie die gegenseitige Wertschätzung sehr dankbar.
Der Tag des offenen Denkmals 2011, am 9. September, wird dem Thema „König Konrad I. (911 – 918)“ gewidmet. Seine Spuren und die Spuren seiner Zeit im Lahntal und in Weilburg aufzuzeigen, ist eine höchst spannende und interessante Aufgabe. Geschichte lebt immer, sie ist der Boden auf dem wir leben, heute und morgen.
Weilburg an der Lahn, 12. September 2010
Hans-Peter Schick Bürgermeister