Historiker begehen Jubiläum des Weilburger Rollschiffs

Das 325-jährige Bestehen des Weilburger Rollschiffs beging der Geschichtsverein in einer Kooperation mit Bürgermeister Hans-Peter Schick mit einem Jubiläumsrundgang ab der Kettenbrücke entlang der Lahn bis zum Ankerplatz der Fähre auf der Westerwaldseite und einem Übersetzen über den Fluss zur Taunusseite. Zu dieser Initiative konnte der Vereinsvorsitzende Matthias Losacker neben aktiven Vereinsmitgliedern auch etliche Freunde und Förderer des Vereins begrüßen…

Weilburg. Die Fährverbindung von der Weilburger Altstadt zur Westerwaldseite ist seit 1691 belegt. Dass Bürger und Touristen mit dieser Fährverbindung auch heute noch auf die gegenüber liegende Lahnseite übersetzen können, verdanken sie auch dem Engagement Weilburger Vereine, die mit finanzieller und aktiver Unterstützung den Erhalt des Bootes gesichert haben.

 

Der Weilburger Geschichtsverein, der ebenfalls einen Beitrag zum Betrieb des Rollschiffs leistet, lud seine Mitglieder und Freunde in Kooperation mit der Stadt zu einem informativen Spaziergang ein. Losacker bedankte sich beim Bürgermeister für dessen Bereitschaft, zur dieser Jubiläumsfahrt am Lahnufer und anschließend beim monatlichen Stammtisch im „Bürgerhof“ einen Blick in die Historie dieser Fähre zu werfen, die schon zur Zeit des Grafen Johann Ernst von Nassau Weilburg (1684-1719) der Beförderung von Mensch und Vieh, Verkehr und Landwirtschaft, diente.

 

Als die Naturschutzbehörde beim Landkreis Limburg-Weilburg einst wegen der fehlenden Baugenehmigung die Gesamtanlage des Rollschiffes hinterfragte, habe er dem damaligen Landrat Dr. Manfred Fluck geantwortet: „Für die Schlossanlage haben wir ebenfalls keine Baugenehmigung. Müssen wir die jetzt auch abreißen?” Damit, so der Bürgermeister, sei die Angelegenheit „Baugenehmigung für Rollschiffanlage” erledigt gewesen. Die Stadt Weilburg werde das Gebäude auf der Westerwaldseite umfassend sanieren und dabei auf seine ursprüngliche Form zurückbauen. Die Stadt betreibe zwei Personenbeförderungsunternehmen: Das Rollschiff und den Ballon Weilburg und besitze die erforderlichen Patente zur Beförderung von Personen auf dem Wasser. Seit vielen Jahren nehme Heinrich Herget (Weilburg) die Kapitänsaufgabe wahr.

 

Die Stadt Weilburg und viele Partner garantierten Betrieb und Fortbestand des Rollschiffs. lm vergangenen Jahr konnten über 3000 Fahrgäste übergesetzt werden. Gebucht werden kann das Rollschiff bei der Tourist-info der Stadt Weilburg und beim Kur- und Verkehrsverein Weilburg. Die Stadt danke allen Förderern des Rollschiffs.

 

Gefertigt wurde das erste Rollschiff 1691 von Johann Georg Rohrbach aus Odenhausen an der Lahn (nahe Lollar), der das Schiff selbst nach Weilburg überführte. Die Kosten für Schiff und Seil betrugen 18 Gulden. In Weilburg wurden die Beschläge, Pfosten und Rollen gefertigt. Über die Winterzeit wurde das Rollschiff in die nahe Mühle (Kirchhofsmühle) verbracht, wozu es über das Wehr transportiert werden musste.

 

Wie aber auch schon bei der früher eingesetzte Nachen, wurde das Rollschiff ziemlich häufig durch Flut beschädigt. Teilweisen so stark, dass eine umfangreiche Reparatur oder Neuanschaffung erforderlich war. Gegen Zahlung von jährlich einem Gulden übertrug danach die Stadt Weilburg die Aufsicht über das Rollschiff an den Fischer Welker. Aber schon 1698 wurde das Schiff erneut abgetrieben und so stark beschädigt, dass ein Neubau in Auftrag gegeben werden musste. Betraut wurde damit wieder Johann Georg Rohrbach. Auch das neue Schiff wurde 1699 vom Wasser losgerissen und bis Aumenau abgetrieben. Ein anderes mal fror es ein und musste freigehackt werden. Wenn es auch mehrmals in die Sicherheit der Mühle gebracht wurde, war es nicht vor Schaden zu bewahren. 1702 banden es „böse Buben" los. 1703 ließ die Stadt ein neues Schiff bauen – dieses Mal mal für 13 Gulden in Runkel. Das alte Schiff behielt man daneben noch bei. Die Schiffe wurden zu dieser Zeit als Bürgerschiffe bezeichnet. Aber auch dieses Bürgerschiff wurde im Juni 1705 von der Flut bis Kirschhofen abgetrieben, so dass Reparaturen oder Neubauten notwendig waren.

 

Vor einigen Jahren hatte der Zahn der Zeit am aktuellen Boot so stark genagt, dass eine aufwendige Reparatur notwendig wurde, an deren Finanzierung sich mehrere Weilburger Vereine beteiligten. (mhz)

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