Prächtiger Barockbau ein Zeichen der Macht

Macht und Pracht – das Jahresmotto des Denkmalstages wurde in der Schlosskirche Weilburg mit einem vielfältigen Programm umgesetzt. V.l.n.r.: Isabell Heep, Hannah Städler, Michaela Heinz, Jan Kramer, Pfarrer Guido Hepke. Foto: Manfred Horz
Macht und Pracht – das Jahresmotto des Denkmalstages wurde in der Schlosskirche Weilburg mit einem vielfältigen Programm umgesetzt. V.l.n.r.: Isabell Heep, Hannah Städler, Michaela Heinz, Jan Kramer, Pfarrer Guido Hepke. Foto: Manfred Horz

Am Tag des offenen Denkmals blickten die Teilnehmer einer Veranstaltung in der Stadt- und Schlosskirche Weilburg in einem Dialog-Gottesdienst unter dem Titel „Macht und Pracht“ in die Entstehungszeit dieses Gotteshauses vor rund 300 Jahren zurück. Das Programm gestalteten Pfarrer Guido Hepke und die Kantorin Doris Hagel zusammen mit Mitgliedern der Evangelischen Kirchengemeinde, des Geschichtsvereins und der Bürgerinitiative Alt-Weilburg mit finanzieller und ideeller Unterstützung der Stadt, der Stadtwerke und des Landkreises.   

Blick vom Marktplatz auf die Stadt- und Schlosskirche und das Alte Rathaus in Weilburg. Foto: Manfred Horz
Blick vom Marktplatz auf die Stadt- und Schlosskirche und das Alte Rathaus in Weilburg. Foto: Manfred Horz

Weilburg. Den Gottesdienst begannen Pfarrer Guido Hepke und Gemeinde mit einem Wechselgebet mit Worten aus dem Psalm 37 und dem Lied 505, „Geh aus mein Herz und suche Freud“, das ein Schlager in den Gottesdiensten vor 300 Jahren war, sowie dem Lied 720 mit dem Text „Befehl dem Herrn deine Wege...“. Die Lesung dieses Gottesdienstes war dem Brief des Apostels Paulus an die Galater entnommen, mit denen Paulus schrieb: „Christus hat uns befreit, damit wir endgültig frei sind. Bleibt also standhaft und unterwerft euch nicht wieder dem Joch der Knechtschaft...“ 

 

Hier wurde die Lesung von lautem Pochen und durch eine Stimme aus der Loge unterbrochen mit den Worten: „Was ist denn hier los? Scheinbar sitzt hier jeder wie es ihm beliebt? Dörfler in den Bänken des Hofes, Weibsvolk im Bereich der Männer.“ Mit dieser Stimme aus dem Jenseits unterbrach der von Kirchenvorsteher Jan Kramer dargestellte legendäre Graf Johann-Ernst den Gottesdienst und trat zusammen mit Gräfin Marie Polyxena (Hannah Städler), Baumeister Julius Rothweil (Michaela Heinz) und der Moderatorin Isabell Heep den Altarraum und knöpfte sich den Superintendenten Johann Adam Hasslocher vor, unter dessen Perücke Pfarrer Guido Hepke schlüpfte. Der Graf rügte die von Haßlocher eingeführten neuen Gepflogenheiten mit den Worten: „Noch bin ich  das Kirchenoberhaupt, dem sich die Pfaffen zu fügen haben.“ Das gemeine Volk neben honorigen Personen, das wollte auch Marie Polyxena nicht wahrhaben. Nach den Betrachtungen damaliger Reformen und Erneuerungen, der von Johann Ernst und seinem Baumeister Julius Ludwig Rothweil vorangetriebenen Bautätigkeit und den teils von Pariser Vorbild abgelauschten Verhaltensweisen der Weilburger Bürger, kam der Dialog auch auch auf den Schlossgarten und den Bau der stattlichen Kirche zu sprechen, für den der Landesherr 47 512 Gulden eingesetzt hat, und in dem auch heute noch „Pracht und Macht“ zu spüren ist. 

Moderatorin Isabell Heep, Gräfin Marie Polyxena, Baumeister Julius Ludwig Rothweil, Graf Johann Ernst und Pfarrer Guido Hepke vor dem prächtigen barocken Altar der Weilburger Schlosskirche. Foto: Manfred Horz
Moderatorin Isabell Heep, Gräfin Marie Polyxena, Baumeister Julius Ludwig Rothweil, Graf Johann Ernst und Pfarrer Guido Hepke vor dem prächtigen barocken Altar der Weilburger Schlosskirche. Foto: Manfred Horz

Graf Johann Ernst war schon eine ambivalente Persönlichkeit, konstatierte der Pfarrer in der Fortsetzung seiner Predigt. Einerseits habe er sich um die Entwicklung der Stadt verdient gemacht, andererseits habe aber in seinem riesigen Bauprogramm - typisch für Herrscher von damals - auch sehr viel Selbstdarstellung gesteckt und die Macht, die Untertanen zu unterwerfen. Der Bau der Schlosskirche habe sichtbar gemacht, wer das Sagen hatte. Beim Schlossgarten habe sich gezeigt, dass selbst die Natur dem grenzenlosen Gestaltungswillen der Fürsten unterworfen war. So schön die prachtvollen barocken Bauwerke auch seien, sie seien Zeichen für die Unterwerfung der Menschen unter den Willen eines Herrschers. Das zeige beispielhaft auch die damalige Sitzordnung in der Schlosskirche. Sie sei Abbild der damaligen Gesellschaftsordnung gewesen. Die Hochwohlgeborenen tummelten sich in der Nähe der Fürstenloge, das gemeine Volk fand seinen Platz im unteren Teil. Zum Glück seien diese Zeiten vorbei und könnten wir in einer Gesellschaft leben, in der jeder Mensch die gleichen Bürgerrechte genieße. Heute säßen die Gläubigen gewissermaßen im Kreis, schauten sich gewissermaßen an. Damit sei aber auch gesagt, wo die Freiheit eines Christenmenschen ihre Grenzen finde und auch Paulus in seinem Brief an die Galater klare Worte gefunden habe.   

 

Bürgermeister Johannes Hanisch und der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung drückten in ihren Grußworten die Bereitschaft der Stadt Weilburg und des Landkreises aus, gerne Partner zum „Tag des offenen Denkmals“ zu sein. Ihr Dank galt allen Beteiligten, die zu guten Gelingen beigetragen haben. In Weilburg, der Altstadt und der Schlosskirche werde die Geschichte und Bedeutung dieser Stadt besonders deutlich. Der Tag des offenen Denkmals ermögliche es der Weilburger Bevölkerung, die Denkmäler und die Stadtgeschichte erlebbar zu machen. Hanisch dankte auch im Namen der Stadtwerke, die die Veranstaltung gern unterstützten. Abgerundet wurde das Programm durch Informationstafeln, Führungen durch den Kirchenaal, Beichtstuhl, Herrscherloge, Turm und Dachstuhl sowie eine Geo-Schatzsuche und ein abschließendes Orgelkonzert. mhz 

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